Welchen Job haben Sie eigentlich? Oder fragen wir mal ganz bürokratisch und korrekt: Welchen Beruf üben Sie aus? Denn dieses schöne Wort, der „Beruf“, kommt ja von „Berufung“. Hat also irgendwie mit Leidenschaft zu tun.
Die Geschichte des Schusters
Nehmen wir mal an, Sie sind Maler, leidenschaftlich in Ihrer Profession. Aber da wird es schon schwierig in der Definition: Anstreicher oder Kunstmaler? Beide lieben ihren Beruf, schwingen den Pinsel, die Rolle, verwenden auch mal den Spachtel oder die Spritzpistole (gerne auch in der Variante der blitzschnellen Spraydose für jugendlich-unbekümmerte Wandverzierungen). Nehmen wir also an, Sie sind Kunstmaler ohne all diesen neumodischen Schnickschnack und malen figürlich. Gerade haben Sie ein neues Werk fertiggestellt und wollen öffentlich testen, wie es ankommt. Es gibt viele zustimmende Kritiker, aber auch einen Schuster, der sagt, der Schuh einer dargestellten Person sei nicht korrekt gemalt. Sie nehmen das gerne auf (er ist ja Fachmann) und korrigieren das Bild. Der Schuster ist zufrieden, mäkelt aber, dass die Form der Beine nicht schön sei, die Bekleidung seltsam und noch viel mehr. Jetzt reicht es Ihnen. Sie verweisen den Mann des Feldes mit den Worten „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“
Die Geschichte hat sich tatsächlich so ereignet, vor langer Zeit im antiken Griechenland. Der Maler hieß Apelles, war einer der größten Künstler des Altertums und arbeitete am Hof von Alexander dem Großen. Wie der Schuster hieß, weiß heute keiner mehr.
Eine klare Positionierung schafft Vertrauen
Snoopy, der kluge Menschenkenner (um von der Antike weg zu kommen, wo es weder Comics noch Snoopys gab), prägte den phänomenalen Satz: „Es ist völlig unnötig zu bellen, wenn man eigentlich gar nichts zu sagen hat.“ Ein weiser Hund!
Menschen sind oft nicht so weise. Es würde ihnen jedoch helfen, Situationen im Arbeitsleben souverän zu meistern und bei branchenfernen Detailfragen an den Fachmann zu verweisen, der das kann, was speziell gefordert ist. Oder dessen Meinung nützlich ist, um sie im weiteren Prozess zu berücksichtigen. Das stärkt gleichzeitig den Empfehlenden, der in Netzwerken denkt, in seiner eigenen Profession. Übrigens: Manchmal sitzt der kluge Kopf, der gerade gebraucht wird, im eigenen Unternehmen! Es wäre absurd, aus falscher Scham diesen nicht um eine erste Meinung zu bitten.
Ich ziehe den Hut vor jedem Unternehmer, der weiß, was er kann – und was er nicht kann. Für mich befindet er sich in seiner klaren Positionierung eindeutig im Vorteil. Und ich kann ihn besser empfehlen, weil seine Klarheit und Aufrichtigkeit Vertrauen schafft. Er kennt seine Kernaufgaben und akzeptiert diese auch. Das mag einfach klingen, ist es aber nicht. In einem weiteren Blogbeitrag gehe ich näher darauf ein.
Nur in einem Fall wird der Schuster nicht bei seinem Leisten bleiben können. Wenn er nämlich den nächsten Schritt geht und in eine Führungsposition wechselt. Die Anforderungen, die hier gestellt werden, reichen über das branchenspezifische und fachliche Wissen hinaus. Die Aufgaben verschieben sich. Nun heißt es planen, steuern, Mitarbeiter führen und delegieren statt selbst erledigen. Nicht loslassen zu können und in alte Muster zu verfallen, ist dabei oft das größte Problem. Auch zu diesem Thema habe ich einen gesonderten Blogbeitrag verfasst.
Pahnke sagt
Es gibt viele, die Vieles tun. Es gibt aber nur wenige, die genau das wirklich gut tun, was Sie können. Und Sie können es am besten! Pahnke sagt: Folgen Sie Ihrer Berufung! Alles andere wäre Flickwerk oder Epigonentum – je nachdem, ob Sie Schuster oder Künstler sind.
Über Stefan Pahnke
"Seit 25 Jahren gestalte und führe ich Organisationseinheiten und Teams so, dass Ziele tatsächlich erreicht werden. Von kleinen Projekten bis hin zu einer Milliarde EUR Auftragswert und von der Verantwortung für wenige Mitarbeiter bis hin zur Leitung von 500 Mitarbeitern und mehr: Mit meiner Unterstützung erreichen Sie Ihre Ziele!"
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